CONCERT REVIEW: HOT WATER, MUFF POTTER, RED CITY RADIO, SPANISH LOVE SONGS @ COLUMBIA HALLE BERLIN

Geburtstagspartys crashen können wir! Und wenn die großartigen Hot Water Music schon mal zu ihrem 25. Jubiläum laden und auch noch ne Menge befreundeter Bands einpacken, dann machen wir uns auch gerne von Graz nach Berlin auf, um die Korken knallen zu lassen. Die Vorzeichen für eine grandiose Partynacht konnten nicht besser stehen. Hot Water Music spielten nämlich ihr – für viele Fans – bestes Album „Caution“ in voller Länge und hatten mit den Spanish Love Songs, Red City Radio und Muff Potter, drei mächtige Acts mit am Start.

Liebe Grüße an der Stelle an bierschinken. Wir haben schlechte Handyfotos und schreiben unsere Meinung nach unserem Namen – Doppelpunkt! Ein Punkonlinezinepatent das funktioniert!

Gleich 3 Punktacks auf einen Haufen. Informativ, Kritisch, Unabhängig oder vielleicht doch Erschrocken, Abgelenkt, Verzwickt v.l.n.r.

Spanish Love Songs:

Dani: Los ging es bereits um 18 Uhr. Nicht unbedingt die „punkigste“ Beginnzeit, aber gut, so hatten wir wenigsten früh einen Grund, um mit dem Bier trinken zu beginnen. Vor allem Siegi und ich hatten uns sehr auf die Spanish Love Songs gefreut und wir wurden auch nicht enttäuscht, auch wenn der Sound nicht gerade das gelbe vom Ei war. In knapp 30 min gab es ein Best Of ihrer bisherigen Diskografie, die ich euch sehr ans Herz lege. Musik sollte generell laut gehört werden, ist klar, aber die Band musst du dir auf vollem Anschlag in den Gehörgang ballern! Vertraut mir. Wenn ihr mal Montagmorgen am Weg zur Arbeit seid, knallt euch ihr Album Schmaltz rein und schon wird aus einem schwer depressiven Büroangestellten ein unverwüstbarer Krieger der Liebe!! 

Braucht man ein Riesenbanner? Spanish Love Songs brauchen keines. Die Band danach schon und haben es auch schon hängen.

Jo: Leider bekamen Spanish Love Songs von der Tontechnik nicht gerade das, was ihnen zugestanden wäre. Anfangs noch etwas zurückhaltend wurde die Show von Song zu Song besser. Etwas komisch fand ich nur, dass die Keyboarderin Meredith etwas abseits auf der Bühne stand. Aus meiner Perspektive zumindest. Sie hat da etwas verloren gewirkt, tat aber für die spielerische Qualität der Indiepunkband aus Los Angeles natürlich nichts zur Sache ;). Solider Auftritt, gute Songauswahl… hätten ruhig länger spielen können! Achja das ganze fand in der Knorkatorhalle, (Ja wirklich nach der Band benannt – zu ihrem 25 Jahre Jubiläum) ehemals Columbiahalle statt.

Siegi: Großartige Platte haben die da am Start. Ich liebe Schmaltz und auch die Losers 7″. Somit ein Highlight des Abends. Songauswahl war, wie von Jo schon erwähnt, großartig. Vor allem wenn man bedenkt das sie nur 30 Minuten Zeit hatten und meines Erachtens ausschließlich Hit aus der Habenseite hat. Das Problem mit dem Sound fand ich ebenfalls sehr ärgerlich. Kommt doch wieder mal für ne Headliner Show nach Österreich. Sehr sympathisch und wenn sie so umtriebig bleiben, mit Sicherheit eine der großen Dinger in den nächsten Jahren.

Konzertnachbarin macht ein "badquality" Handyfoto von Red City Radio!

Red City Radio:
Dani: Danach gings weiter mit Red City Radio. Garret Dales Stimme war on point und erinnerte zum Teil stark an Chuck Ragan von Hot Water Music. Mir war die Show aber zu sehr „Show“. Ständige Aufforderung zu „Sing Alongs“ und zum „Hände hoch und hier rüber und jetzt klatschen“ nerven mich irgendwie tierisch ab und erinnern mich zu sehr an Green Day Konzerte, bei denen Billie Joe Armstrong öfter den Namen des Landes in dem sie gerade spielen wiederholt, als selbst zur Gitarre zu greifen. Sei es wie es sei, schnell eine rauchen und dann ab zu Muff Potter.
 

Jo:  Hahaha.. ich fand Red City Radio gut. Garrett Dale ist vermutlich der einzige Gitarrist dem ich eine „Flying V“ verzeihen kann :D. Sound war auf einmal sehr gut und die Show solide. Immer mehr Menschen strömten langsam in den Saal und die Stimmbänder langsam auf Muff Potter und HWM eingestimmt bzw. geölt.

Siegi: Finde „The Dangers of Standing Still“ ist eine großartige Platte. Danach habe ich mich nicht mehr somit damit beschäftigt. Aber natürlich passend zum Rest des Abends. Leute mitgenommen. Auf mich wirkt es ab und an etwas „prollig“, ohne genau ausmachen zu können was die Truppe für mich nicht so sympatisch macht. Vielleicht ist es nur der tiefe V-Ausschnitt des  Drummers geparrt mit seiner Gelfrisur. Aber will hier keinesfalls oberflächlich sein. Vielleicht ist es auch wirklich nur die „Flying V“ von Garret Dale. Wie auch immer. Solides (Danke Jo) und gut gespieltes Set das man sich mit Bier in der Hand, leicht wippend, angugen kann.

 

Pinkes Licht. Darunter Muff Potter!

Muff Potter:
 

Dani: Eine Band, die mich schon sehr lange begleitet. Ich habe ihre gesamte Diskografie zu Hause im Plattenregal stehen, Nagls Romane gelesen und sie auch heuer schon bei ihrer Reunion Show in München gesehen. Der Auftritt in Berlin war leider eher so semi-cool. Irgendwie fühlten sich Muff Potter zwischen Red City Radio und Hot Water Music fehl am Platz an – zumindest für das Publikum. Die Crowd konnte leider wenig bis gar nichts mit dem melancholischen Deutschpunk, den ich so liebe, anfangen und es kam wenig Stimmung auf. Leider war auch diesmal der Sound wieder sehr mau. Schade, denn die Jungs hatten mega Bock und man konnte ihnen die Freude auf der Bühne ansehen. Highlight war ein gemeinsamer Auftritt mit Chuck Ragan, als die Nummer „The Boat“ aus deren Split EP gespielt wurde. Wir haben uns, schlaue Füchse die wir sind, natürlich direkt am Merch um ein paar Kopien der limitierten EP angestellt. Auch wenn wir nachher auf discogs gesehen haben, dass die Platte gar nicht so selten ist – egal!

Jo: Dani hat das eigentlich komplett auf den Punk(t) gebracht.

Siegi: Eigentlich wollte ich die Truppe bei der Reunion Tour in München anschauen, jedoch konnte ich da dann nicht. Das Minus vom verfallenen München Ticket bzw. Hotel noch am Konto eingebrannt, gleich die Tickets für dieses Konzert geholt. Irgendwann später erfahren das viele andere Bekannte, sowie auch Jo und Dani, auch vor Ort sind. Sehr viel Vorfreude. Ich muss sagen ich fand Muff Potter großartig, auch wenn ich sofort als ich Danis Sätze gelesen habe, verstand was er meint. Zwischen 3 solcher Ami-Bands dauerte es vielleicht etwas länger als gewohnt bis der Funken übersprang. Gegen Ende ihres Sets gab es jedoch dann genug textsichere, euphorisch tanzende Menschen in den vorderen Reihen. Ich fand das Set und die Songauswahl großartig. Die Split mit Chuck Ragan ist übrigens in Europa doch nicht so leicht zu haben wie gedacht. Wer hat eigentlich meine mit nach Graz genommen ?

Grün, Pink, Gelbes Licht & Logo am Banner. Hot Water Music

Hot Water Music

Dani: Ehre dem Ehre gebührt. Das Geburtstagskind betrat zuletzt die Party und – wtf – was war das für ein Abriss! Schon vom ersten Ton an, galt Ausnahmestimmung – bei Publikum und Band. Mit Chris Cresswell von den Flatliners, anstatt des gesundheitlich nicht mehr bühnentauglichem Chris Wollard, haben HWM einen stimmlich und performance-technischen perfekten Ersatz aus dem Hut gezaubert. Unglaublich, wie gut die Jungs harmonierten und die Massen im Griff hatten. Mir wurde es aber mit der Zeit zu voll und auch zu lange. Ich habe dann mein persönliches Bermuda-Dreieck zwischen Merch, Raucherhof und Bar abgelaufen und u.a. mit Zip Schlitzer von der Terrorgruppe nett gequatscht, der , ähnlich wie wir, auch wegen Muff Potter hier war und glücklich mit neuen Schätzen für seine Vinyl-Sammlung in die Berliner Nacht verschwand. Wir taten es ihm gleich und waren noch auf einem Underground Konzert einer Band, die einer italienischen Version von Flogging Molly glich. Klingt schräg und tanzbar  – war es auch!

Jo: Ich fand HWM mega! Chuck Ragan grundsolide und ein unglaublich starker Chris Cresswell, natürlich auch der Rest der Band! Die Stimmung war phasenweise am kochen! Stagediving und ein textsicheres Publikum, das mittlerweile auch schon älter als 25 geworden ist 😉 Achja Dani die italienische Band hieß „Modena City Ramblers“

Siegi:  Das man zu einem Konzert geht und sich auf die Reihenfolge der Songs schon kennt, ist für mich eher ungewohnt. Umso mehr war ich natürlich gespannt was passiert sobald das „Caution“ Album durch ist. Was passierte? Wie von einen/einer Konditormeister*in selbst wurde die ohnehin schon megaleckereTortenbasis (Nennt man das so?), gekonnt mit Hits, der anderen Album, dekoriert. Für mich sowas wie eine Hot Water Show mit ausschließlich Hits nur das sie zuvor auch noch mein Lieblingsalbum von vorne bis hinten spielen. GEIL. Achja großartig fand ich, dass Chris Cresswell beim Singen doch um einiges mehr „angedrückt“ hat, als man es von Wollard gewohnt ist. Manche jedoch, wie sich im Gespräch danach heraus stellte, nicht. Geschmack, Streiten Sprichwort hier einfügen.  

 

Crewshot im Trinkteufel

Wer übrigens weder in Berlin noch in Köln war kann sich alle vier Konzerte in Köln hier anschauen. Wir trinken dann mal auf einen gelungen Konzerturlaub in Berlin.

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