Review: Harry Gump – Von Mauern, Türmen, Brücken und Wegen

Dass Harry Gump einer der nettesten und präsentesten Typen der deutschsprachigen DIY-Szene, ist haben wir in unserem letzten Bericht schon erwähnt. Damals ging es um die Veröffentlichung seines Buchs “ Four Chords Forever“ samt CD. Das ist jetzt knapp ein Jahr her. Seitdem hat der unermüdliche Bayer ganz easy zwei weitere Veröffentlichungen aus dem Kapuzenpulli geschüttelt. Nach der EP „Stimmen aus den Trümmern“ folgte nun eine Langspielplatte (an die Kiddies: So nennt man einen Tonträger, auf dem es ganz viele Singles gibt. „Was ist ein Tonträger?“… Ach, f**kt euch!…) mit dem langen und nicht minder schönen Titel „Von Mauern, Türmen, Brücken und Wegen“. Erschienen ist die Platte über True Trash Records (München), 30 Kilo Fieber Records (Oettingen) und Never Grow Up DIY Aktionismus (München).

Mehr: Book & Record Review: Harry Gump – Four Chords Forever

Von Mauern und Türmen

Was macht Harry Gump eigentlich? Acoustic Punk? Singer/Songwriter? Genre-Schubladisierungen sind gleich mal die ersten Mauern und Türme, die wir hier einreißen wollen. Für mich ist der Vollblut-Mensch ein Geschichtenerzähler und das ist ein Kompliment in höchster Form. Harry Gump schafft es mich mit seiner Stimme, seinen Inhalten und der Art und Weise, diese zu präsentieren, in seinen Bann zu ziehen. In einer Welt die sich immer schneller dreht, mit einem Informationsfluss, der dich eher darin ertrinken lässt, sodass man sich kaum noch bewusst auf etwas konzentrieren kann, gelingt es ihm, das Drumherum um einen komplett auszuschalten.

Von Brücken und Wegen

Bei all der negativen Realität und den ernsten Themen, die der Bayer besingt, schwingt auch immer der Funke Hoffnung mit, der wie eine einsame Kerze dem eisigen Nachtwind trotzt. „Borders are baseless“, haben Bad Cop / Bad Cop heuer schon besungen. Den Zaun, der auf “Stimmen aus den Trümmern” noch am Cover thront, wird auf Gumps neuestem Werk eingerissen. In Bild und Ton zeigt Harry Gump vor, dass man neue Wege gehen kann und Brücken sich bauen lassen, wenn man dies gemeinsam tut.

Zusammenhalt ist ein guter Stichpunkt. Denn allein hätte Harry Gump dieses Album nicht produzieren können. Viele Wegbegleiter*innen der letzten Jahre finden sich auf „Von Mauern, Türmen, Brücken und Wegen“ ein. Corona-bedingt wurde die Platte in Harrys Wohnzimmer aufgenommen. Befreundete Musiker*innen (MX, Siona, Simon Grape, Zoo Escape u.a.) wurden eingeladen und so entstand eine ganz eigene Stimmung.

Fazit

Man hört, dass dies keine High End – Studio Produktion ist und genau das liebe ich daran. Die puristische Rohheit sorgt für Authentizität und setzt so eine eigene Dynamik frei. Es klingt eben wirklich ein bisschen, wie ein verdammt guter Abend unter Freunden im Wohnzimmer, oder am Lagerfeuer. Leiht diesem Typen unbedingt euer Ohr und wenn ihr ihn nächstes Jahr live seht (sollten nächstes Jahr wieder Konzerte stattfinden, dann werdet ihr Harry Gump live sehen, denn wie gesagt, der Typ spielt echt überall ;-)), dann zahlt ihm doch ein Bier. Bier, mag er!

  • written by powerpup
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