REVIEW: Harrowist – Karakorum

/ˈhær.əʊ.ɪst/ The incarnated haunter of the painful, yet indelible memoirs of yourmisdeterminations

Da höre ich mir doch vorab die sieben Nummern der am 23.04.2021 auf Grazil Records erscheinenden ersten Scheibe von Harrowist aus Graz an, denke spontan an Fjørt, komme dann aber doch bald drauf, dass das dem ganzen wohl nicht gerecht wird. Die Platte soll Karakorum heißen, und weil ich schon völlig versaut von dem Gedanken bin, dass Veröffentlichungen im Jahre 2021  mindestens zwei Subgenres bedienen müssen, kann ich sie nicht so recht einordnen. Also denke ich mir, fragst du halt einfach mal nach:

Und ich zum Gitarristen von Harrowist in etwa so: „Gefällt mir, aber als was würdest du es selbst bezeichnen? Post-Hardcore?“ Und der Gitarrist darauf in etwa so: „Wir haben uns schwer getan, uns unter eine Fahne zu stellen. Wir haben Einflüsse von Metalcore, Screamo und Grind und sowieso allem, was irgendwie eh geil sein kann, aber eigentlich sind wir eine Hardcore Band.“

Teufel nochmal, er hat ja auch recht! Wäre schade, wenn jede neue Combo letztendlich wie ein Abklatsch diverser, sich durch die 1980er dahin prügelnden Bands mit jeweils einem abgedämpften Zwischenpart pro Song klingen würde. Genau das tut Harrowist nämlich nicht! Die Band hat sich durchaus einem gewissen zeitlichen Wandel unterworfen, ohne dabei aber Zweifel daran aufkommen zu lassen, trotzdem HC zu spielen. Ganz abstreiten lässt sich ein gewisser Metal-Einfluss natürlich nicht, aber er nimmt nie in einem Maße Überhand, als dass man in die „Nicht Fisch, nicht Fleisch“-Schublade kippen würde. Eher tendiere ich dazu, dass es genau dieser Einfluss ist, der zusammen mit den wiederkehrenden Sprechgesang-Passagen definitiv verhindert, dass das Album allzu schnell langweilig wird.  Und während ich so vor mich hinschreibe, fällt mir auf, dass die Playlist bereits zum dritten Mal durchrennt und ich dem ganzen immer mehr abgewinnen kann. Textlich bewegt man sich dabei auf eher emotionalerem Terrain, ohne dabei aufgesetzt zu wirken. Statt klischeebelasteter Hau-Drauf-Keule gibt es Lyrics, die sich vor allem um Umwelt, Krieg und Bewusstsein drehen. Politisch wohl teilweise eher subtil, aber durchaus zum Zeitgeschehen passend. 

Harrowist (c) Harrowist

Mit sieben Songs fällt die Titelliste zwar relativ kurz aus, in Summe bringt es die Scheibe dann doch auf einigermaßen satte 25 Minuten. Das ist nicht unbedingt die Welt, in Wahrheit jedoch ausreichend, wenn man diverse Referenzalben hernimmt.  Positiv hervorzuheben wäre auf jeden fall noch das Artwork der Veröffentlichung. Front & Back Cover unterstreichen die eher düstere Grundstimmung der Lieder, das Inlay kommt mit allen Texten und einem dezenten Bandfoto. Man sieht hier vor allem, dass sich die Band nicht nur bloß Gedanken gemacht, sondern ebenso Mühe gegeben hat. Auch im Sinne von „Support your local scene“ kann ich das Album ohne größeres Zögern empfehlen, da es wirklich relativ kurzweilig geworden ist.

Persönliche Anspieltipps: „Harrowist // Tree of Life & Siachengletscher // Tal der Wildrosen“

  • written by Martin Murpott
REVIEW: Harrowist – Karakorum
Menü schließen