BOOK REVIEW: HC ROTH – WIE AUS MIR KEIN ROCKSTAR WURDE

Einige Jahre stolperte ich immer wieder mal über den Namen „HC Roth“- auf Flyer, Internet, in Gesprächen. Irgendwann war mir klar, es scheint eine Person zu sein die was mit der hiesigen Punkrockszene zu tun hat (zu meiner Verteidigung ich wohne erst seit 2008 in Graz). Irgendwo habe ich dann auch seinen „Signature Move“ live gesehen. Ähnlich eines Epileptischen Anfalls, wie ich ihn aus Filmen kenne (kein Plan ob das in Wirklichkeit auch so ist), mit seiner Gitarre am Boden windend, schreiend, performend. Fand das eigentlich recht geil und unterhaltsam, soweit ich mich richtig erinnere. Einige Jahre später saß ich dann als Gast in seiner Radiosendung und seitdem kennen wir uns persönlich. Und ja- ich finde den Herrn, der ja doch ein gutes Jahrzehnt Lebens- und Punkrockerfahrung Vorsprung auf mich hat, äußerst sympathisch.

HC’s literarischer (Bücher-) Output beschränkte sich ja zu großem Teil auf Kinderbücher.  Da war ich tatsächlich sehr  gespannt auf sein biografisches Werk mit dem Titel- „Wie aus mir kein Rockstar wurde“.

Zu meiner Schande muss ich gleich gestehen das dies das erste Buch war, dass ich von ihm gelesen habe. Es gibt ja nun schon eine sehr anschauliche Anzahl von HC Roth Werken. Mein Nachwuchs wird auch älter und dann werden alle seine Kinderbücher gemeinsam gelesen.

Ganz das erste was ich von ihm in Textform vor die Augen bekomme, ist es dann trotzdem nicht. HC schreibt ja auch  für ein nicht auflagenschwaches Szenefanzine, welches ich auch lese. Was mich auch schon zum Buch führt. Strukturell ist es eine zeitlich chronologische Abfolge von Texten diese teilweise neu, jedoch teilweise auch im besagten Fanzine bereits abgedruckt waren. Grob bündelt er eben diese Texte dann wiederum in zeitliche Kapitel.

HC Roth. Nebenbei würde er mit diesem Shirt, wenn es nach mir geht, übrigens jeden Shirtcontest gewinnen- Foto: Michael Marlovics

Geholt habe ich mir das Buch übrigens im Rahmen eines Punkkonzertes, beim Autor selbst.  Sehr authentisch wie ich finde.  Abgesehen vom Inhalt, hat mir schon der Aufbau sehr viel Freude bereitet. Die Texte sind passend um auch mal nur 10 Minuten lang zu lesen. Theoretisch könnte man es auch einfach irgendwo aufschlagen und schmökern.

Generell liebe ich ja Saufgeschichten (in Büchern). Außerdem bin ich der Meinung das man für eine großartige Geschichte auch Schmerzen aller Art in Kauf nehmen muss. Umso schmerzhafter oder auch frustrierender manche Situationen oft sind, umso mehr muss ich ihm nachhinein darüber lachen.

Genau das was ich erhoffe bekomme ich auch. Es sind Geschichten ums Saufen, Blutspritzer, Sprünge aus gefährlichen Höhen aber natürlich auch ernsteres Zeug . Ich muss immer wieder laut schmunzeln. Vor allem die Erzählungen aus seiner Jugendzeit packen mich total.

Während des Lesens finde ich es stellenweise sehr gruselig wie ident doch so eine (Dorfpunk-) Jugend, auch trotz des doch nicht kleinen zeitlichen Unterschiedes, eigentlich sein kann. Sei es das Saufen in schwindeligen Kleinstadtlokalitäten (welche man heute niemals freiwillig betreten würde), seien es blutige Nasen von/für Nazis oder anderen Landjugendidioten oder dem mir bis dato unbekannten Fakt das Freundesgruppen der Guten überall aus Metalfans, Punkern und anderen Menschen die keine Bock auf die Norm haben, bestehen.

Die Art und Weise wie HC die Geschichten aufs Papier bringt finde ich großartig. Hier ein Zeitsprung, da ein Schwank in eine andere Geschichte. Trotzdem liest es sich leicht und unterhält. Ein Buch, dass ich auch nach einen Tag harte Kopfarbeit am Abend noch lesen kann und trotzdem nicht anspruchslos ist.

Besonders viel Spaß haben mir die abgeänderten Namen der Personen und Bands bereitet. Die Erwähnungen von damals tagespolitischen Themen finde ich ebenfalls gut. Oft muss ich nachdenken wie alt ich damals war und was ich da getrieben habe. Es sei verraten das als junger Mensch das Leben unter Schwarz-Blau I auch keinesfalls geiler war, als es nun in Schwarz-Blau II war. Einen Teil der Personen/Bands erkenne ich übrigens wieder, bei anderen habe ich keinen Plan. Da sind 32 Lenze bzw. 11 Jahre Punk in Graz, dann schlichtweg zu wenig.

Alles in allem ein wirklich tolles Buch. Als gitarrenmusiksozialisierter, 30+, EX-Dorfpunker (wie ich es bin) muss man es einfach lesen. Es gibt ja ohnehin Zuwenig Lesestoff welcher in diese Kerbe schlägt. (Tipps gerne an nutzn@punktacks.com)

Bin aber auch davon überzeugt, dass es einen auch ohne jeglichen Bezug großartig unterhalten kann.

Abschließen sei mir bitte nachsichtig werter HC. Das ist mein allererstes Buch Review und wie so oft habe ich in DIY-Manier keinen Plan was genau ich da machen muss, mach es aber trotzdem.

9/10 Punkerlesezeichen von mir für dieses äußerst kurzweilige und unterhaltsame Buch.

Buch erscheint übrigens via Edition Subkultur. Hier oder bei HC Roth selbst holen.

-written by nutzn

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