Review: 100 Kilo Herz – Stadt Land Flucht

Meine Oma hat immer gesagt, dass man sich im Leben steigern und weiterentwickeln muss … und auch mal etwas Brokkoli essen sollte… Nehm ich mir zu Herzen, denn nach meiner Review über Acht Eimer Hühnerherzen, gönn ich mir diesmal 100 Kilo Herz … und Brokkoli, aber das tut nichts zur Sache. Die Ska-Punks aus Leipzig haben am 07.08.2020 mit „Stadt Land Flucht“ ihren zweiten Langspieler veröffentlicht und dabei ziemlich (SPOILER ALERT) abgeliefert!

Mehr: Review: Acht Eimer Hühnerherzen – Album

Vom Trinken am Tresen…

 Mit jeder Menge Humtata und Tätärä, mit Herz und Hirn und Bier und Bengalos schütteln 100 Kilo Herz zwölf Hymnen aus dem Hosenbein. Der Opener „Drei Jahre ausgebrannt“ ist für mich ein absolutes Brett, welches sofort den Weg in meine persönliche Playlist gefunden hat. Energetisch, direkt und kompromisslos wird der Schierlingsbecher gefüllt. An der Bar bleiben wir dann doch lieber bei Gerstensaft und Pfeffi, auch wenn wir uns damit oft selbst nichts Gutes tun,  bis uns der Tresen frisst. Aus dem Albtraum erwacht, nehmen uns 100 Kilo Herz in „Drei vor fünf vor zwölf“ mit nach Utopia. Eine Welt ohne Nazis im Bundestag, ohne Fremdenhass und Angst und ohne Mannheimer Söhne, die antisemitische Verschwörungstheorien verbreiten – könnt ich mich dran gewöhnen!

100 Kilo Herz – Stadt Land FLucht – Cover

… von Tabak und Tränen

„Stadt Land Flucht“ hat für mich keine Schwächen. Auch im Mittelteil geht es bockstark weiter mit Songs wie „An Ampeln“, oder „Das ist ein Ende“. Immer präsent die Bläserfraktion und vor allem – und das ist für mich bei Deutschpunk immens wichtig – der Gesang. Rodis Stimme passt wie die Faust aufs Fascho-Auge – dreckig, ehrlich und mit Schmackes! Hier könnte man wieder, den mittlerweile schon langweilig gewordenen Vergleich, mit FSF anbringen. Klar, es gibt gewisse Parallelen: musikalisch, optisch, inhaltlich. Dennoch glaube ich, dass 100 Kilo Herz einen etwas anderen Weg gehen werden und auch sollten. Den großen Wurf trau ich aber auch ihnen zu.

… und aus den Boxen … But Alive

Im letzten Drittel erwarten uns dann nochmal zwei bereits bekannte Single-Auskopplungen, ein Feature und ein melancholisches Ende. Die Nummer „… und aus den Boxen … But Alive“ ist mein Highlight der Platte. Tolle Referenz an eine der größten deutschen Punk-Bands aller Zeiten, von einer Band, die sich selbst nach einer meiner absoluten Lieblingsbands (Muff Potter) benannt hat. – Querverweise sind schick!

Mehr: Concert Review: Hot Water Music // Muff Potter // Red city Radio // Spanish Love Songs – Berlin

Fazit

„Stadt Land Flucht“ ist ein Knaller-Album geworden, welches ihr euch unbedingt zu Gemüte führen solltet! Schade, dass das Rock am Berg Festival bei Thüringen heuer ausfallen musste. Umso mehr freue ich mich, 100 Kilo Herz nächstes Jahr dann live zu sehen und mir die LP für meine Sammlung zu sichern – gemeinsame Drinks und Tabak inklusive. Hygienischer Ellbogen-Check! Ich geh jetzt Brokkoli essen!  

-written by power pup

Review: 100 Kilo Herz – Stadt Land Flucht
Menü schließen